Angelika Bernsteiner: "Es ist super, Forschungsergebnisse direkt in die Schule zu tragen!"
Nach dem dritten Master-Abschluss kam noch eine Dissertation dazu: Die Didaktikerin Angelika Bernsteiner erforschte, wie Lehramtsstudierende naturwissenschaftlicher Fächer darauf vorbereitet werden können, mit digitalen Medien und mit Desinformationen im Unterricht umzugehen.
Die Uni liegt Angelika Bernsteiner im Blut. Nach ihrem Lehramtsstudium Chemie und Biologie nahm sie eine Stelle als Lehrerin an einer HLW an. Das Unterrichten gefiel ihr gut, doch weil ihr die Uni fehlte, absolvierte sie neben ihrem Beruf einen Master in angewandter Ethik und dann gleich noch einen in Global Studies. „Das war eine gute Ergänzung zu den Naturwissenschaften“, sagt Angelika Bernsteiner. Eine Dissertation hatte sie zu dem Zeitpunkt zwar bereits im Blickfeld, doch zugetraut hatte sie sich eine solche nicht. Bis eine Reise nach Südamerika die nötige Distanz und Zeit zum Nachdenken brachte – und zum Wendepunkt wurde. Und wie der Zufall es wollte, war gerade bei ihrer Rückkehr die passende Stelle ausgeschrieben. „Dabei ging es um die digitale Kompetenz in der Lehrkräfteausbildung für Mathematik, Biologie, Chemie und Physik. Das fächerübergreifende Thema hat mich sofort sehr begeistert.“ Nach fünf Jahren an der Schule noch einmal den Mut zu finden, zurück an die Uni zu wechseln - das war, wie sie sagt, für sie die beste Entscheidung. "Reflektierte schulpraktische Erfahrung liefert eine gute Basis für fachdidaktische Forschung", betont Angelika Bernsteiner. "Durch diese Kombination aus Praxiserfahrung und Forschung lässt sich einerseits die Schulpraxis mit fachdidaktischer Brille reflektieren und andererseits fachdidaktische Forschung mit schulpraktischer Brille reflektieren." Der Schule blieb sie mit einer halben Lehrverpflichtung treu.
Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit entwickelte sie eine Lehrveranstaltung, in der es einerseits um die Arbeit mit Mikrocontrollern und andererseits um den Umgang mit Desinformationen ging. „Die Studierenden sollten vorbereitet werden auf das Unterrichten im digitalen Zeitalter. Und zwar nicht nur auf den Umgang mit den digitalen Medien. Sondern sie sollen auch in der Lage sein, die digitale Transformation der Gesellschaft im Unterricht thematisieren zu können.“ Die Lehrveranstaltung, die sie auch selbst umsetze, wurde von den Studierenden sehr positiv aufgenommen. Teile daraus sollen auch in Zukunft in Lehrveranstaltungen eingebaut werden. „Aktuell arbeiten wir in zwei Projekten daran, die Arbeiten mit Mikrocontrollern und die Förderung einer Widerstandsfähigkeit gegenüber Desinformationen auch mit Schüler:innen umzusetzen“, sagt Angelika Bernsteiner.
Ein großes Thema ist für Angelika Bernsteiner auch die „Science Identity“, also inwieweit sich Menschen mit Naturwissenschaften identifizieren und naturwissenschaftliche Ausbildungs- und Berufswege für sich in Betracht ziehen. Dabei sind für sie insbesondere Mädchen und junge Frauen interessant. „Leider gibt es in Bezug auf Naturwissenschaften und Mädchen viele Vorurteile und Mädchen identifizieren sich häufig nicht so stark mit Naturwissenschaften. Diesem Problemfeld möchte ich mich zukünftig gerne widmen. Ich würde unter anderem gerne erforschen, wo im Unterricht man als Lehrerin ansetzen könnte, um dem entgegenzuwirken.“
Und wie geht es ihr jetzt, nach Abschluss ihrer Dissertation, mit ihrem Doppel-Job? „Es ist super, Forschungsergebnisse direkt in die Schule zu tragen. Umgekehrt profitieren auch meine Schüler:innen, die auf diese Weise einfacher mit der Uni in Berührung kommen.“ Die Fachdidaktikforschung hält sie deshalb für sehr Praxisrelevant. „Ich kann dazu beitragen, dass Unterricht nicht auf Hörensagen oder auf dem Bauchgefühl basiert, sondern auf Evidenz.“