DUBS - Diversitätssensible Unterrichtsentwicklung im Fach Bewegung und Sport
Ein Leitfaden für diversitätssensible Unterrichtsentwicklung im Fach Bewegung und Sport.
Diversität und Schule ist ein vieldiskutiertes Thema in der Bildungslandschaft. Lehrpersonen stellen sich die zentrale Frage, wie ein Unterricht entwickelt und gestaltet werden kann, der einen sensiblen Umgang mit Diversität ermöglicht und zugleich für alle Schüler:innen die optimalen Rahmenbedingungen schafft, um individuelle Entwicklung- und Lernfortschritten berücksichtigen zu können. Das Projekt „DUBS“ – (Diversitätssensible Unterrichtsentwicklung im Fach Bewegung und Sport) unter der Leitung von Univ.-Prof. Sebastian Ruin nimmt sich dieser Fragestellung an und stellt sich der Herausforderung, für das
Unterrichtsfach Bewegung und Sport Empfehlungen und Anregungen für einen diversitätssensiblen Unterricht zu entwickeln.
In einem partizipativen Prozess entwickelte der Arbeitsbereich Bewegungs- und Sportpädagogik der Universität Graz gemeinsam mit Schüler:innen und Lehrkräften einen Leitfaden, der als Orientierungshilfe für diversitätssensiblen Sportunterricht herangezogen werden kann. Für die erste Projektphase konnten drei Schulen aus dem Großraum Graz zur Mitwirkung gewonnen werden: MS, BG und BRG Klusemannstraße, MS und BRG KLEX und die Praxis-Mittelschule der PH Steiermark.
Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere widmet sich Sebastian Ruin, Projektleiter und Institutsverstand, intensiv dem Thema Diversität und Sport. Seine Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus dem Schulprojekt DUBS stehen nun in einem "lebendigen Leitfaden" Lehrpersonen als Handlungsorientierung zur Verfügung.
„Diversität, das ist für mich: Schauen wir, dass jede und jeder den Platz bekommt, den sie/er braucht. Und das ist immer wieder der Fokus“ - Zitat Lehrer:in
Auf die Frage hin, welche Herausforderungen während der ersten Projektphase zu meistern waren, antwortet Sebastian Ruin, blitzschnell mit “Corona!”. Der Projektstart 2020 fiel genau in die Zeit der Pandemie und Kontaktbeschränkungen sowie wochenlange Lock-Downs machten es notwendig, die Begegnung miteinander und den wechselseitigen Austausch in den virtuellen Raum zu verlegen. Trotz dieser widrigen Umstände gelang es dem Projektteam, unter der Mitwirkung von Lehrpersonen und Schüler:innen neben der regulären Unterrichtszeit, einen Leitfaden zu erstellen, der Anregungen zur Gestaltung eines diversitätssensiblen Sportunterrichts beinhaltet und auf die Bedarfe der Lehrpersonen eingeht: „Es ist einfach so, die Kinder sind so unterschiedlich, ich möchte es schaffen, dass ich so einen Sportunterricht anbiete, dass sich jedes Kind sozusagen subjektiv durch den Sport herausgefordert fühlt."
"Ich glaube eben, dass man ein bisschen Rücksicht nehmen sollte auf Kinder, die es halt weniger leicht haben […]." - Zitat Schülerin
Start für Phase 2
Mit neun weiteren Partnerschulen in der Steiermark geht das Projekt jetzt in die nächste Runde. Sebastian Ruin meint ausblickend: „Wir können zusammen etwas Anstoßen“. Aus dem Leitfaden soll ein Sensibilisierungsinstrument werden, welches beim Unterrichtsverständnis ansetzt, unterrichtspraktische Impulse setzt und die Qualität nicht nur im Sportunterricht erhöht. Das Projektteam rund um Sebastian Ruin will die gewonnen Erkenntnisse auch verstärkt in die Lehrer:innenbildung tragen; das DUBS-Projekt soll ein Baustein für die Aus- und Fortbildung von Pädagog:innen sein.
Die vier Prinzipien diversitätssensiblen Unterrichts
Schüler:innenperspektiven stärken
Erkenne die unterschiedlichen Perspektiven der Schüler:innen an und unterstütze sie darin, ihre Perspektiven in den Unterricht einzubringen. Konfrontiere diese subjektiven Perspektiven mit gesellschaftlich etablierten Sichtweisen (und auch mit den eigenen). Achte dabei darauf Differenzen und Differenzordnungen nicht unnötig zu dramatisieren bzw. helfe, sie auch zu entdramatisieren.
Potenzialorientierung
Erkenne die Vielfalt möglicher Entwicklungs- und Lernprozesse an. Nimm daher z. B. eher ein Bewegungsproblem zum Ausgangspunt des Lernprozesses als eine festgelegte Technik. Erkenne, was bereits gekonnt wird, melde dies zurück und plane mit den Schüler:innen davon ausgehend nächste Entwicklungsschritte. Berücksichtige dies auch bei der Leistungsbewertung. Kommuniziere klar, weshalb du so vorgehst und welche Ansprüche dabei gestellt werden.
Beziehungsarbeit
Bemühe dich um eine vertrauensvolle Atmosphäre im Umgang miteinander, die durch gegenseitige Wertschätzung und die gemeinsame Suche nach Lösungen für auftretende Probleme gekennzeichnet ist. Alle haben dabei das Recht anders und zugleich ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Achte darauf, Bewegungsbeziehungen in unterschiedlichsten Lernsituationen jeweils für alle angemessen und gewinnbringend auszugestalten.
Mehrperspektivität
Lasse verschiedene Bewegungshandlungen unter unterschiedlichen Perspektiven (z.B. Leistung, Köperausdruck, Miteinander etc.) zu einem unterrichtlichen Thema werden. Beziehe hierbei auch Perspektiven ein, die die Schüler:innen einbringen. Lasse die Schüler:innen erfahren, dass es nicht die eine richtige Perspektive gibt, sondern immer verschiedene Sichtweisen möglich und auch bedeutsam sind. Mache diese Erfahrungen auch zum Gegenstand von Reflexion.
Diversität im Sportunterricht
Unsere Zeit ist u.a. geprägt durch Migrationsbewegungen, der Kritik an der traditionellen Geschlechterordnung von Mann und Frau, dem Aufbrechen von heteronormativen Rollenvorstellungen und einer erhöhten Sensibilität für die Belange von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Für das Unterrichtsfach Sport und Bewegung zeigt sich laut wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, dass Schüler:innen, die als „anders“ wahrgenommen werden, häufig Benachteiligungen, Ängsten und beschämenden Situationen ausgesetzt sind. Der Körperbezug durch die sportliche Aktivität im Unterricht macht dies besonders spür- und erfahrbar, führen die Autor:innen des Leitfadens aus. Dieser Problematik gilt es mit einem diversitätssensiblen Unterricht entgegenzuwirken, um alle Schüler:innen gleichermaßen an Bildungsprozessen teilhaben zu lassen und ein wertschätzendes soziales Miteinander zu ermöglichen.
Sie wollen mehr über diversitätssensiblen Unterricht (im Fach Bewegung und Sport) erfahren, dann können Sie den Leitfaden hier herunterladen. Folgend finden Sie auch eine Übersicht über die vier Prinzipien des diversitätssensiblen Unterrichts:
„Für mich ist Diversität Normalität. Unterschiedlichkeit, das macht uns aus. Und meiner Meinung nach ist es auch gut, wenn Unterschiedlichkeit sichtbar gemacht wird. Weil Unterschiedlichkeit etwas, eben auch unterschiedliches braucht um sich entfalten zu können um wirken zu können um positiv zu sein“ - Zitat Lehrer:in
Sie wollen mehr über diversitätssensiblen Unterricht (im Fach Bewegung und Sport) erfahren, dann können Sie den Leitfaden hier herunterladen.
Projektteam
Univ.-Prof. Dr.phil. Sebastian Ruin
Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit
https://bewegungswissenschaften.uni-graz.at/de/
Mag.rer.nat. Dr.phil. Christoph Kreinbucher-Bekerle
+43 316 380 - 3875
Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit
https://diversitaet-im-sport.uni-graz.at/