Uni Graz soll interreligiöses Dialogzentrum bekommen
An der Universität Graz soll ein Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog entstehen. Der Bedarf an entsprechenden Workshops und Coachings bei Lehrer:innen sei groß. Anträge zur Finanzierung des Zentrums wurden bereits eingereicht.
„Wenn in einer Schulklasse 24 von 27 Schüler:innen muslimisch sind, sind das Problem nicht die Schüler:innen“, sagt Mevlida Mešanović. „Lehrer:innen werden in der Regel in ihrer Ausbildung nicht gut auf die interreligiöse Praxis vorbereitet. Mit der Vielfalt kommen sie dann schwer zurecht.“ Die muslimische Religionspädagogin ist am Institut für Katechetik und Religionspädagogik an der Uni Graz tätig. Seit 2017 erforscht sie Fragen der interreligiösen Bildung und das Zusammenleben verschiedener Religionen im Rahmen ihrer Dissertation und zugleich im FWF-Projekt „Christlich-Islamischer Religionsunterricht im Teamteaching“.
Um dieser Art von Überforderung bei Lehrer:innen entgegenzuwirken, hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin, der katholischen Religionspädagogin Eva Wenig, interreligiöse und interkulturelle Workshops ins Leben gerufen. Bei diesen zeigen die beiden Lehrer:innen Wege auf, mit der interreligiösen Vielfalt respektvoll umzugehen. Dabei stehen alltagsrelevante Fragen im Vordergrund – etwa, ob es möglich ist, während des Ramadans mit der eigenen Klasse einen Wandertag durchzuführen, wenn einige Schüler:innen gerade fasten. Die beiden Pädagog:innen halten die Workshops im christlich-islamischen Team-Teaching ab.
„Über 60 Workshops haben wir bislang an Schulen in fast ganz Österreich abgehalten“, sagt Mešanović. Während sich das Angebot anfangs vorwiegend an Religionspädagog:innen richtete, wurde schnell klar, dass Lehrer:innen aller Fächer großes Interesse hatten. „Dank der Workshops und der begleitenden intensiven Forschungsarbeit haben wir viel Wissen aufgebaut, das wir gerne auch in Zukunft weitertragen möchten.“
Aus dieser Motivation heraus sei die Idee entstanden, an der Universität Graz ein interreligiöses Dialogzentrum für den Bildungsbereich zu entwickeln und zu etablieren. Dort sollen für Schulklassen, in denen religiöse und kulturelle Vielfalt ein Thema ist, Workshops angeboten werden. Für Lehrer:innen aller Fächer soll zudem ein Coaching-Angebot entwickelt und angeboten werden, das sowohl individuell als auch in Gruppen abgehalten wird. Außerdem ist geplant, Unterrichtsmaterialien zu erstellen, die sich mit diesem Thema befassen.
„Wir setzen uns dafür ein, dass bei diesem wichtigen Thema ein Transfer von der Forschung in die Praxis stattfindet“, betont Wolfgang Weirer, der das Institut für Katechetik und Religionspädagogik leitet. Aktuell stehe die Beschaffung von Drittmitteln für das Zentrum im Vordergrund. Anträge habe man bereits gestellt, eine Zusage ist aber bislang noch ausständig, und weitere Hilfe bei der Finanzierung ist gerne willkommen. „Der Bedarf an den Workshops und an den Coachings ist groß, und diesen wollen wir gerne decken. Erfreulicherweise gibt es bereits konkrete Kooperationszusagen von der Bildungsdirektion, vom Projekt ComUnitySpirit und vom Rektorat.“
Im Rahmen des Religionspädagogischen Symposiums am 24. Mai 2024 wurde die Grundidee des des interreligiösen Dialogzentrums INTER vorgestellt und in das Gesamtprogramm des Instituts eingebettet.
| +43 316 380 - 6232 Institut für Katechetik und Religionspädagogik Mittwoch, 10.00 - 11.00 Uhr https://religionspaedagogik.uni-graz.at/de/institut/mitarbeiterinnen/wolfgang-weirer/ |
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