Sozial-emotionale Fähigkeiten von Kindern mit Leseschwierigkeiten fördern
Im Rahmen des Kooperationsprojekts „Lubo-LRS“ entwickelt ein Projektteam rund um Barbara Gasteiger-Klicpera von der Universität Graz ein präventives Programm zur Förderung der sozial-emotionalen Fähigkeiten für Schüler:innen mit Leseschwierigkeiten.
Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten zählen zu den häufigsten Lernstörungen. Sie treten oft gemeinsam mit sozial-emotionalen Auffälligkeiten auf. Schüler:innen, die davon betroffen sind, zählen zu den vulnerabelsten Gruppen im Bildungssystem. Die Wahrscheinlichkeit ist bei ihnen stark erhöht, dass sie ein nur geringes Abschlussniveau erreichen und dass sie häufiger als andere Schüler:innen die Schule schwänzen oder die Schule sogar ganz abbrechen.
Lubo-LRS
Das Projekt „Lubo-LRS“, an dem die Universität Graz, die Universität zu Köln und die Interkantonale Hochschule Zürich zusammenarbeiten, möchte dem entgegenwirken. Das Projekt startete im Juli 2021 und läuft noch bis 2024. Gefördert wird es von der Boll-Stiftung.
Im Rahmen von „Lubo-LRS“ entwickelten die beteiligten Forscher:innen ein sozial-emotionales Training für die betroffenen Schüler:innen. Dieses basiert auf dem bereits etablierten Präventionsprogramm „Lubo aus dem All!“, das Clemens Hillenbrand und sein Team an der Universität Oldenburg entwickelt haben.
Dadurch werden Schüler:innen mit Leseschwierigkeiten der zweiten Schulstufe bei der Förderung von Problemlösefertigkeiten, Strategien zur Emotionsregulation und Selbstwirksamkeit unterstützt. Konkret werden Herausforderungen adressiert, denen die Schüler:innen in der Schule begegnen können und die für sie herausfordernd sind oder die sie als belastend erleben.
Ergänzungsmodul
In einem ersten Schritt entwickelten die Projektmitarbeiter:innen mit „Lubo-Les“ ein Ergänzungsmodul zu „Lubo aus dem All!“. Anhand einer umfassenden Literaturrecherche und Interviews mit LRS-Therapeut:innen identifizierten sie Situationen, die für die Schüler:innen mit Leseschwierigkeiten herausfordernd sind – wie etwa bestimmte Aufgaben oder der Kontakt mit Gleichaltrigen oder mit der Lehrperson. Diese Situationen zogen sie als Basis für die Entwicklung des Ergänzungsmoduls heran.
In einem zweiten Schritt testeten sie die Wirksamkeit des Ergänzungsmoduls im Rahmen einer randomisierten Versuchs-Kontrollgruppen-Studie mit vier Gruppen und drei Messzeitpunkten, bestehend aus einem Pretest, einem Posttest und einem Follow-up. An dem Screening am Ende der ersten Schulstufe nahmen insgesamt etwa 1200 Schüler:innen teil. Je rund 90 Schüler:innen - je 30 davon in Österreich, Deutschland und der Schweiz – waren schließlich Teil der Interventionsstudie. Je nach Gruppenzugehörigkeit erhielten die Schüler:innen im Schuljahr 2022/23 an ihrer Schule ein Lesetraining und/oder Trainings zur Förderung sozial-emotionaler Fähigkeiten.
In einem dritten Schritt schließlich werden nun die Ergebnisse und Erkenntnisse der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Das Ergänzungsmodul wird frei zugänglich veröffentlicht.
Nachfolgeprojekt: Studie zum Mitwirken
Um an die Studie erfolgreich anknüpfen zu können, suchen die Projektleiterin Barbara Gasteiger-Klicpera vom Institut für Bildungsforschung und PädagogInnenbildung an der Universität Graz und ihre Projektmitarbeiter:innen noch Volksschulen aus Graz, die gerne am Nachfolgeprojekt teilnehmen möchten. In diesem Nachfolgeprojekt werden die Materialien überarbeitet und den spezifischen Bedürfnissen vor Ort angepasst.