„Mir ist es wichtig, dass Schüler:innen Fake News erkennen und widerlegen können“

Den Rat der damaligen Bildungsministerin nicht zu befolgen – genau das hat Stephan Schicker in die Fachdidaktik-Forschung gebracht. Bei FUTURE EDUCATION ist er Mitglied im Sprachen-Cluster.
„Bitte studieren Sie nicht Lehramt. Und bitte vor allem nicht Deutsch, Englisch und Geschichte!“ Diese Botschaft schrieb die damalige Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer in einem Brief an Stephan Schickers Maturajahrgang. Befolgt hat er ihren Ratschlag nicht. Nach der Matura begann er genau diese Fächer zu studieren: Deutsch und Geschichte, später auch noch Englisch. „Ich wollte immer schon Lehrer werden“, sagt er. Während seines einjährigen Unterrichtspraktikums an der Modellschule in Graz kam er intensiv in Kontakt mit innovativen didaktischen Ansätzen, die sein Interesse an pädagogischen und didaktischen Fragen und deren Umsetzung an der Schule weckten.
Doch vorerst kam es, wie es die Bildungsministerin vorhergesagt hatte: Zwar bekam er Stellen als Lehrer in anderen Bundesländern angeboten, nicht jedoch in der Steiermark. So investierte er weiter in seine Bildung, absolvierte den Universitätslehrgang „Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache“. Ein Auslandspraktikum an der Universität Havanna führte ihn nach Kuba. „Ich würde allen Studierenden empfehlen, so eine Erfahrung zu machen, bevor sie an die Schule gehen“, betont er und bedauert, dass immer weniger Studierende diese Möglichkeit nutzen würden.
„Ich würde allen Studierenden empfehlen, so eine Erfahrung zu machen, bevor sie an die Schule gehen“
Schließlich folgten eine Teil-Anstellung sowohl als Lehrer als auch als Universitätsassistent an der Universität Graz, während er sein Doktorat zum Themenfeld Argumentieren und Self Assessment vorantrieb. Was ihn antrieb, sich weiter in die Forschung zu vertiefen, war sein Wunsch, sich stärker auf wissenschaftlicher Basis mit didaktischen Fragen auseinanderzusetzen. Dabei war der Perspektivenwechsel von den praktischen Fragen kommend hin zur theoretischen Fundierung für ihn besonders spannend. Und der Schritt hat sich gelohnt: Für seine Dissertation wurde Stephan Schicker 2020 mit dem Viktor Obendrauf-Preis ausgezeichnet.
Weil seine aktuelle Vollzeit-Tätigkeit als Senior Scientist, die er seit 2021 ausübt, seine ganze Aufmerksamkeit fordert, lässt er sich ab dem kommenden Jahr vom Schuldienst karenzieren. „Der Abschied fällt mir unglaublich schwer. Noch nie hatte ich so gute und lernwillige Schüler:innen. Lehrer sein ist unglaublich schön!“ Doch die größere Breitenwirksamkeit, die ihm seine Position in der Lehre:innenbildung ermöglicht, zog ihn nun gänzlich an die Universität Graz.
Aktuell befasst er sich im Rahmen seines Projekts „Fictional Science“ damit, wie man Schüler:innen befähigen kann, Fake News zu erkennen und diese zu widerlegen. „Das ist ein sehr aktuelles Thema.“ Sein Interesse dafür stammt aus eigenen Beobachtungen im eigenen Schulunterricht und aus aktuellen Wahrnehmungen für gesellschaftsrelevante Themen. Die Untersuchungen, die er im Rahmen des Projekts durchführt, fanden bewusst an Mittelschulen statt. „Mir ist bei diesem Thema sehr wichtig, alle Schüler:innen - und gerade diese gesellschaftlich so relevante Zielgruppe - zu befähigen, Falschinformationen zu erkennen. An den Mittelschulen schlägt ein großer Teil nach der achten Schulstufe einen anderen Bildungsweg ein. Im Gymnasium hat man auch in der Oberstufe noch die Möglichkeit, diese Kompetenzen zu vermitteln.“
Ob er jungen Menschen zu einer Karriere in der Forschung raten würde? „Wenn jemand für eine Sache brennt und sich dafür interessiert, dann ist das ein wunderschöner Beruf.“
„Wenn jemand für eine Sache brennt und sich dafür interessiert, dann ist Forscher sein ein wunderschöner Beruf.“

MMag.phil. PhD Stephan Schicker
+43 316 380 - 8391
Fachdidaktikzentrum Deutsch als Zweitsprache & Sprachliche Bildung
Donnerstag 10:00 - 11:00 (Voranmeldung per Mail erforderlich)
https://online.uni-graz.at/kfu_online/wbforschungsportal.cbshowportal?pPersonNr=104717