(Un)geteilte Klassen: Mit Freund:innen Sprache lernen
Der Einfluss sozialer Beziehungen auf den Spracherwerb ist unbestritten. Wie aber wirken sich freundschaftliche Beziehungen auf das Sprachenlernen aus? Und: können Schüler:innen mit nicht-deutscher Familiensprache sprachlich von ihren gleichaltrigen Peers profitieren? Im Projekt „(Un)geteilte Klassen“ wurde der Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken und dem Deutscherwerb von Kindern in sprachlich heterogenen Klassen der Primarstufe untersucht.
In der Schule spielt die Beherrschung der deutschen Sprache eine Schlüsselrolle, nicht nur als Unterrichtsprache, sondern auch als Sprache, in der soziale Interaktion stattfindet. In sprachlich heterogenen Klassen kann die soziale Interaktion mit kompetenteren Sprechern und Sprecherinnen der Zielsprache im Rahmen freundschaftlicher Beziehungen als wertvolle Ressource für den Erst- und Zweitspracherwerb betrachtet werden.
Bislang fehlen jedoch empirische Befunde, die den Zusammenhang zwischen Freundschaftsnetzwerken und der Entwicklung der Sprachkompetenz in der Erst- und Zweitsprache Deutsch belegen. Basierend auf der Erkenntnis, dass beim Aufbau und Erhalt von Freundschaften verbalen Interaktionen eine zentrale Bedeutung zukommt, steht in diesem Projekt die Frage nach dem Zusammenhang zwischen den Freundschaftsbeziehungen in mehrsprachigen Klassen der Primarstufe sowie der sprachlichen Entwicklung der Kinder über die Zeit in ihrer Erst- bzw. Zweitsprache Deutsch im Mittelpunkt. Das besondere Interesse gilt dabei Kindern, die eine andere Familiensprache als Deutsch sprechen.
Erstens wird davon ausgegangen, dass je mehr Freundinnen und Freunde ein Kind in der Klasse hat, desto eher die Gelegenheit besteht, mit den Peers sprachlich zu interagieren. Weiters wird angenommen, dass die Anzahl und die Art von freundschaftlichen Beziehungen den Verlauf der mündlichen Sprachentwicklung voraussagen. Eine höhere Anzahl von besten Freundinnen und Freunden sowie gegenseitigen Freundschaften sollten daher mit einer intensiveren Sprachentwicklung einhergehen.
Zweitens wird die Annahme vertreten, dass die Deutsch-Sprachkenntnisse der Freundinnen und Freunde ebenfalls für die Interaktion und die Sprachentwicklung im Deutschen bedeutsam sind. Freundschaften mit Peers, deren Sprachkenntnisse im Deutschen sich nur moderat von den eigenen unterscheiden, sollten mit einer größeren sprachlichen Entwicklung im Deutschen einhergehen als Freundschaften zwischen Kindern mit sehr ähnlichen oder sehr unterschiedlichen Sprachkompetenzen.
Die Ergebnisse dieses interdisziplinären Projekts wurden 2023 in der Zeitschrift „Social Psychology of Education“ publiziert: DOI: 10.1007/s11218-023-09770-6
Projektleiterin
Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Sabine Schmölzer-Eibinger
+43 316 380 - 8393
Fachdidaktikzentrum Deutsch als Zweitsprache & Sprachliche Bildung
Mittwochs, 9:30 - 10:00 Uhr. Bitte um Terminvereinbarung per Mail: silke.sulics@uni-graz.at.
http://www.sabineschmoelzer.at/
Projektteam
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